Das Riesenrad

Wie der Titel schon sagt, hier befindet sich das Riesenrad.
Am Abend hat man einen wundervollen Ausblick auf den Sonnenuntergang. Die perfekte Attraktion für Verliebt also.

Eine entspannte Fahrt
wünscht Lucy

Mit großen Augen stand Raven vor dem Riesenrad und blickte hinauf. Er fragte sich wie hoch es wohl war. Nur gut, dass er keine Höhenangst hatte. Aber selbst wenn - Raven wollte unbedingt da rauf! Irgendwie zog ihn dieses riesige Rad magisch an. Schon als er den Park betreten hatte, war es ihm von Weitem aufgefallen. Außerdem hatte man von dort oben bestimmt einen perfekten Ausblick auf Alles und Jeden, was gar nicht mal schlecht war in Anbetracht der Tatsache, dass er mal wieder keinen blassen Schimmer hatte wo Hana steckte und ob sie überhaupt noch hier war. Und es wurde einem bei der Fahrt auch nicht gleich kotzübel..
Nur Vorteile erkennend rückte Raven also seinen Hut etwas zurecht und lief auf die Kasse zu um sich eine Fahrt für das Riesenrad zu gewähren. Der Weg dorthin war allerdings nicht so einfach zu beschreiten wie zuerst angenommen. Für seinen Geschmack waren hier deutlich zu viele Menschen unterwegs. Der Schwarzhaarige musste sich regelrecht durch die Menschenmasse quetschen, die sich dort gebildet hatte und kam so nur quälend langsam voran. Hoffentlich ist wenigstens das Riesenrad nicht total besetzt, dachte er genervt.

Unsicher blickte Rinto hinauf zum Riesenrad. Leise schluckte er und setzte einen Schritt in die Schlange. Ihm machten die ganzen Menschen um ihn herum ziemlich wenig aus, obwohl er des öfteren gestoßen wurde.
Rinto entschied sich doch kurz bevor er eine sich eine Karte ergattern könnte, die Schlange zu verlassen. Hätte er nicht diese zwei entscheiden Probleme. Höhenangst. Transportmittel.
Wobei man ein Riesenerad wohl nicht als Transportmittel bezeichnen könnte. Dennoch wäre es ziemlich uncool, wenn er dort oben sterben würde. Len würde ihn sicherlich auslachen.
War aber nicht Len eigentlich der Grund, weshalb er hier stand?! Eine dumme, lächerliche Wette. Er sollte einmal mit dem Riesenrad fahren, obwohl Len genau wusste, dass er unter beiden Symtomen litt. Als er sich zu Beginn weigerte wurde er als Feigling bezeichnet, was er natürlich nicht auf sich sitzenlassen könnte!
Mutig quetschte er sich wieder durch die Menschenmasse und wurde zurück gestoßen. Ausversehen trat er dabei auf die Füße eines anderen und drehte sich hektisch um. "Tut mir Leid...", entschuldigte er sich direkt.
Als er das Gesicht des Mannes blickte, wurde ihm kurz mulmig im Magen. Irgendwie hatte er etwas mysteriöses an sich, aber auch etwas bedrohliches. Schwarze Haare waren immer ein schlechtes Zeichen! "Tut mir wirklich Leid .. ich wollte echt .. nicht .. ich wurde nach hinten gestoßen ... und so..", erklärte Rinto und fuchtelte dabei panisch mit den Armen. Seine Stimme wurde zunehmend leiser.

Raven gab ein genervtes Knurren von sich als ihm zu allem Überfluss auch noch jemand auf die Füße tappte. Naja, wenigstens war es kein tonnenschwerer, stinkender Typ gewesen. Man musste ja zur Abwechslung auch mal versuchen das Positive an den Dingen zu sehen. Stattdessen stand nämlich nun ein zu Raven vergleichsweise kleiner Junge mit blonden Haaren vor ihm, der hektisch mit den Armen herum fuchtelte und sich so panisch für sein Missgeschick entschuldigte, als hätte er so eben ein ganzes Gebäude mit einem fehlgeschlagenen Experiment in die Luft gejagt. Dabei war es sogar mal eine angenehme Abwechslung, dass sich überhaupt mal jemand entschuldigte. Im Normalfall konnte Raven solchen Menschen nämlich nur wütend hinter her starren. Trotzdem schob sich skeptisch eine Augenbraue in die Höhe, als der Junge panisch weiter plapperte. Er war ganz offensichtlich in Erklärungsnot und so langsam wurde Raven dieses Herumgedruckse zu viel. Beschwichtigend hob er die Hände. "Schon gut, schon gut. Ich lebe ja noch", sagte er schnell um den Jungen zu beruhigen. "Ist ja auch kein Wunder bei dem Gedrängel hier." Das Herumgeschubse um ihn herum machte Raven zunehmend nervöser. Also entschied er sich das Problem einfach selbst zu lösen. Mit einem seltsam entschlossenen und gleichermaßen beängstigendem Gesichtsausdruck schob er sich an Rinto vorbei und drängte alle Menschen, welche ihm gerade im Weg rumstanden, einfach mit einer ausladenden Armbewegung beiseite. Immer wieder waren Dinge zu hören wie "Platz da!", "Entschuldigung..", "Ich muss mal durch.." oder "Weg da!!", auch wenn diese Aussagen in ziemlichem Kontrast zueinander standen. Allerdings wurde Raven unverständlicherweise das Gefühl nicht los, dass die Menschenmasse hinter ihm teilweise etwas wütend wurde. Das war ihm allerdings recht gleichgültig. Es war ja nicht so, als hätte er einen sonderlichen Ruf zu verlieren und zumindest war er seinem Ziel so nach kurzer Zeit schon ein Stück näher gekommen. Sogar Rinto hatte er damit einen Weg bereitet, zumindest wenn dieser schlau genug war einfach schnell hinter ihm her zu gehen.

Scheinbar nahm es der Ältere ihm nicht wirklich böse, was eine ziemliche Erleichterung für Rinto war und schien sogar Verständnis dafür zu haben. Irritiert beobachte er den Größeren und starrte ihn nur mit großen Augen an.
Etwas überrascht sah er dabei zu wie der Schwarze die Menschenmasse einfach zur Seite drückte. Wie ein echter Mann! Die Meinung anderer war ihm dabei wohl vollkommen gleichgültig - jedenfalls, wenn man von dem Gesichtsausdruck des Gelbäugigen ausging.
Es wäre wohl besser, wenn er ihm nicht hinterher rennen würde, damit würde er sich am Ende nur unnötigen Ärger einhandeln, worauf er ganz gut verzichten könnte.
Der Blonde sah auf den Boden und entdeckte einen schwarzen Hut. Jenen Hut, der der mysteriöse schwarzhaarige getragen hatte, welcher mit Gewalt durch die Massen gegangen ist und wohl nun stolz ganz vorne stand.
Mit wackligen Schritten jagte er dem Schwarzen hinterher. "Moment mal!", schrie er laut. Doch die Menschen um ihn herum ließen seinen Schrei wie eine einfachen Satz ohne Betonung wirken. Also jagte er ihm weiterhinterher. Die Menschen hatten sich mittlerweile zusammengefunden und standen als ein Klumpen dort.
Zum Glück war er nicht all so groß und konnte sich überall gut durchzwängen. "Gut du darfst auch noch rein.", sprach ein Mann und stieß ihn hinter eine rotes Abtrennband.
"I-Ich wollte nur...", begann Rinto leicht verzweifelt. Je näher er diesem Monster kam, desto unwohler wurde ihm.
Den Älteren fand er schnell in der kleinen Menschenmenge. Immerhin wurden nicht unbedingt viele reingelassen bei den Fahrten. Pro Kabine 2 Personen. "S-Sie haben Ihren Hut vergessen.", lächelte Rinto und reichte ihm den schwarzen Hut.

Erleichtert hatte Raven festgestellt, dass vorne hinter dem Abtrennband um einiges weniger los war und er begann wieder sich etwas zu entspannen. Natürlich war seine siegessichere Miene allerdings schnell aus seinem Gesicht verschwunden, als er seinen Hut zurecht rücken wollte und stattdessen nur dämlich in der Luft herum griff. Jetzt ähnelte er vermutlich eher einer kreidebleichen, verstörten Gestalt statt einem männlichen.. Mann. Er drehte sich auf dem Absatz um und wollte seinen geliebten Kopfschmuck natürlich so schnell wie es nur ging wiederfinden. Das lästige Hindernis namens Abtrennband wollte Raven gerade überwinden, auch wenn dieses Ungetüm von Mann daneben einen deutlich warnenden und protestierenden Blick aufsetzte. Glücklicherweise ertönte da auch schon eine leise, freundlich klingende Stimme neben ihm. Es war schon wieder dieser blondhaarige Junge von eben, der ihm seinen Hut entgegen streckte. Völlig erleichtert atmete Raven aus und riss den Hut schnell wieder an sich. Für die Fahrt drückte er ihn diesmal lieber gleich fest an sich, nicht das das Ding noch wegwehte. "Dankeschön!", sagte Raven dann aufrichtig an den Jungen gemeint und tatsächlich war sogar ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht zu erkennen. Er wollte gerade wieder etwas sagen, als Mr. Absperrband ihn und Rinto plötzlich etwas unsanft in Richtung Riesenrad schob. "Ihr seid an der Reihe, ihr Trödler!", sagte der Typ. Raven wollte noch protestieren aber keine drei Sekunden später hockte er seinem Hutretter in einer kleinen Kabine entgegen, während diese ganz langsam, aber bedenklich wackelnd nach oben tuckerte. Einen Moment lang herrschte eine unangenehme Stille und Raven kratzte sich etwas verlegen am Kopf. Er war ja nicht der fremdenfreundlichste Mensch, aber zumindest für diesen Jungen hegte er einen gewissen Grad an Sympathie, was natürlich mit seinem Hut zusammen hing. Also versuchte er sich einfach zu entspannen, genoss den Wind der seine Haare noch mehr verwilderte und die friedliche Ruhe. Je höher sie kamen, desto mehr verklang der Lärm, der von unten kam, genauso wie diese nervenden Menschen die mittlerweile die Größe von Ameisen angenommen hatten.

Rinto bekam sogar ein "Dankeschön" was ihm ein noch breiteres Lächeln auf die Lippen zauberte. Jemand hatte sich bei ihm für die Hilfe bedankt. Mal ein völlig anderes Gefühl als sonst. Schon beinahe hatte er es vergessen, dass er wohl oder übel bald in der Kabine sitzen würde.
Plötzlich wurden beide grob in eine freie Kabine mit der liebenvollen Formulierung: "Ihr seid an der Reihe, ihr Trödler!".
Erst als Rinto in der Kabine sah, bemerkte er, dass sein Untergang bereits begonnen hatte. Nachdem ersten Schritt war ihm übel gewesen, da sich die Kabine ganz sanft hin und her bewegte. Stumm blickte er auf den Boden.
Seine Finger vergruben sich in seiner Hose, während er immer wieder tief Luft holte. "Es gibt Situationen, die wesentlich bedro-", dachte Rinto, als sie langsam nach obenfuhren und er vorsichtig zur Seite saß.
Sein Gegenüber war die ganze Zeit überstumm gewesen und ehe sich Rinto versaß erreichten sie den Höhepunkt des Riesenrades. "I-Ich will ... sterben....", murmelte er leise, wie ein Häufchen Elend. Rinto war vollkommen blass und glich einer Leiche bis aufs Haar.
Wie schlecht ihm war konnte er nichts einmal ansatzweise beschreiben. Beide Arme waren festgegen seinen Bauch gepresst und schloss die Augen. Wie sich herrausstelle war dies sogar noch schlimmer. Am liebsten würde er sich übergeben, aber dies könnte er dem Mann nicht antun.
"Ich könnte mich runterstürzen...", überlegte er flüsternd und musterte die Tür, wobei er sich schnell die Hand vor den Mund hielt.
Zudem brachte ihn sein Kopf beinahe um, was ihm sicherlich nicht zum Vorteil gereichte. Das Gesicht von Rinto nahm sogar mittlerweile eine leichte grünliche Farbe an. "... töte mich einfach.... geht schon klar... sag Len einfach, dass ... ich es so wollte... er hat die Wette gewonnen .... kein Problem ... aber TÖTE MICH BITTE!!!!!", brach Rinto in Panik aus.
Er konnte nicht mehr. Es war alles einfach zuviel. Wenn er so darüber in diesem Zustand nachdachte, war dies die beste Lösung. "Es soll einfach nur aufhören...", wimmerte der Blonde und kauerte sich zusammen.
Die schwache Innenbeleuchtung fiel plötzlich aus und die Kabine kam zum stehen. Allerdings schwankte sie noch ein wenig hin und her.

Raven hatte mittlerweile entspannt die Augen geschlossen und öffnete sie erst wieder, als er ein unverständliches Gemurmel hörte. Verwirrt sah er Rinto an und musste feststellen, dass sein Mitfahrer jegliche menschlich anmaßende Ähnlichkeiten verloren hatte. Er sah aus wie eine wandelnde, blass grünliche Leiche. Außerdem presste er seine Hände fest gegen seinen Bauch und sah aus, als würde er jeden Moment seine letzte Mahlzeit empor befördern. "Ähhh.. geht es dir gut?", fragte Raven überflüssigerweise, denn mittlerweile schien der Blondhaarige ernsthafte Suizidgedanken zu hegen. Raven rückte sicherheitshalber etwas näher zur Tür um dem Schlimmsten vorzubeugen. Er wollte sicherlich nicht als derjenige in die Geschichte eingehen, der scheinbar so grausam war, dass sich jemand bei einer einfachen Fahrt mit dem Riesenrad freiwillig in den Tod stürzte. "Selbstmord ist keine Lösung!", mahnte er deswegen und versuchte die Stimmung so etwas aufzulockern. Dummerweise schien just in diesem Moment auch noch das ganze Riesenrad stehen zu bleiben, denn auf einmal war es stockdunkel und ihre Kabine hing reglos in der Luft, mal abgesehen von dem ständigen Gewackel. Das machte nun auch Raven langsam nervös, aber er ermahnte sich dazu etwas Rücksicht auf das Häufchen Elend zu nehmen, welches da leise vor sich hin jammernd vor ihm kauerte, denn Rinto ging es ganz offensichtlich mehr als schlecht und immerhin war Raven ihm ja irgendwie etwas schuldig. Er beugte sich etwas zu dem Jungen vor und musterte ihn besorgt. "Hast du etwa Höhenangst?", fragte er irritiert, denn das war die einzige sinnvolle Erklärung die ihm einfiel, auch wenn er sowas noch nie in solchen Ausmaßen gesehen hatte. Rintos Reaktion war schließlich mehr als fraglich. "Keine Sorge. Es geht sicher gleich weiter und dann sind wir ruck zuck wieder unten, also atme tief durch und versuch dich zu beruhigen", versuchte er ihn und nebenbei auch sich selbst zu besänftigen. "Auch wenn ich mich ja ernsthaft frage, warum du dich überhaupt hier reingesetzt hast, wenn es dir dabei so dreckig dabei geht.."

Seinem Gegenüber war es wohl aufgefallen, dass sich Rinto langsam aber sicher in etwas schlimmes Entwickelte. Schlimm wohl bemerkt im Sinne von Elend, Tod und Verderben.
Allerdings war der Mann nicht so freundlich, um auf seine Bitte einzugehen und gab wohl irgendeinen Werbesolgan von sich, den er mal gelesen hatte.
Warum musste die Welt nur derartig grausam sein? Weshalb konnte man ihm nicht geben was er suchte in dieser ewigen Not, die ihn hier oben plagte. Dennoch besaß sein Gegenüber wohl scharfe Augen.
"Ja.", murmelte er halbtot, "Höhenangst ... und .. dieses elendige Transportgerät ... keine gute Kombination.", fügte er mit Pausen hinzu.
Es fiel ihm schwer zu sprechen ohne sich zu übergeben. "Eine ... Wette...", brachte Rinto würgend hervor. Gerade eben so schaffte er es das Übel abzuwenden. Allerdings tat sich nicht wirklich viel seitdem er Storm scheinbar die Kabine verlassen hatte.
"D-Dafür ... wird ... Len ... zahlen.", stammelte er, während er sich langsam aber sich unter der Bank verkroch und den Boden anstarrte.
Allerdings fiel sein Blick dabei des öfteren außerhalb der Kabine, was man an einem lauten grummeln seines Bauches hörte. "Ich fühl mich ... irgendwie ... tot..."
Eine laute, aber klare Durchsage ertönte durch den gesamten Freizeitpark. "Es tut uns Leid. Aus ungeklärten Gründen ist beim Riesenrad der Storm ausgefallen! Ich wiederhole: Es tut uns Leid. Aus ungeklärten Gründen ist beim Riesenrad der Storm ausgefallen! Bitte bleiben sie ruhig. Vielen Dank!"

"Im Ernst? Du tust dir das wegen einer Wette an? Wie hartnäckig...", meinte Raven gleichermaßen bewundernd wie abschätzig. "Ich schätze mal mit.. Len? Und was soll das für eine Wette sein? Nicht zu sterben?", fragte er weiter und war froh, dass Rinto nur bei seinem Herumgewürge blieb. So langsam war Raven wirklich überfordert mit der Situation. Er war doch kein Kindermädchen! Naja... nicht so ganz jedenfalls. Jetzt kroch der Junge auch noch auf dem Boden herum! Raven schüttelte leicht den Kopf und durchbohrte Rinto mit mitfühlenden, als auch mit fragwürdig skeptischen Blicken. "Du bist es aber nicht", antwortete er ihm nur. "Denk einfach an.. irgendwas Schönes. Soll ja angeblich helfen..", schlug er vor, denn so langsam gingen ihm wirklich die Ideen aus, wie er dem Jungen helfen könnte oder ihn ablenken konnte. Als die laute Durchsage durch den Park ertönte, fasste sich Raven fassungslos an die Stirn. "Wow, vielen Dank für diese grandiose, überwältigende und verspätete Feststellung. Ohne diese hilfreiche Durchsage und diese dramatische Entschuldigung wäre uns das sicher niemals aufgefallen..", grummelte er sarkastisch, auch wenn ihn hier natürlich niemand Verantwortliches hören konnte. Während er Rinto weiter im Auge behielt, damit dieser sich nicht gleich etwas antat, gewährte sich Raven einen vorsichtigen Blick nach unten. Okay, springen war definitiv keine Option, wenn er nicht plötzlich Flugkräfte entwickeln würde. Also hieß es wohl warten, denn ihm fiel beim besten Willen auch nichts ein, was er hätte mit seiner Windmagie Hilfreiches anstellen könnte, außer vielleicht die Kabine noch mehr zum Wackeln zu bringen und Rinto damit vollends zu verstören. Aber das erschien Raven dann doch ein klein wenig unvorteilhaft. Jetzt hieß es wohl einfach warten.

Leider hatte das mit Hartnäckigkeit soviel zu tun, wie ein Weihnachtsbaum im Sommer. Dabei wollte er dem Mann doch nur den Hut zurückgeben. Er hatte sich schon dazu entschieden zu verlieren. "Er kennt meine ... Schwächen .... ich ... lasse mich nur ... ungerne als Feigling .. bezeichnen.", erklärte Rinto murrend. Besonders viel Ablenkung hatte Rinto hier nicht. "Wäre es aber moment lieber.... selbst... Magie hilft ... nicht dagegen....", meinte er anschließend.
Wenn der verdammte Strom bald nicht wieder laufen würde, würde er eben tatsächlich von hier oben einfach springen. Mit etwas Glück, könnte er sich noch zusammenflicken. Die Betonung läge hier bei deutlich auf Glück. "An was schönes denken....? Gibt .. nicht sonderlich ... viel .. schönes...", erwiderte er.
Ein kräftiger Rück ließ Rinto gegen die Scheibe kullern. "Waaaaaaaaaaah!", brüllte er und hielt es mal wieder im letzten Moment zurück.
Wieder trönte die Stimme durch den Vergnügunspark: "Der Storm fließt wieder. Ich hoffe Ihnen hat der extra Aufenteilt gefallen."
Rinto war zum ersten Mal auf jemanden richtig böse. Hätte man es nicht noch viel schöner kommentieren können? Bestimmt nicht! "Ich ... will hier raus.. tut mir ..Leid für die Probleme, die ich .. mache...", entschuldigte sich der Blonde.

Raven musterte den Jungen verwundert. Anfangs hatte er gedacht Rinto wäre nur ein verängstigter, hilfsbereiter Junge mit zu wenig Selbstvertrauen, aber scheinbar ließ er sich doch nicht alles gefallen. "Das kann ich verstehen, ginge mir genauso", kommentierte er ehrlich. "Du beherrscht Magie?", fragte er dann neugierig und hoffte ihn durch das Gespräch zumindest ein klein wenig ablenken zu können, aber es interessierte ihn tatsächlich. "Naja, zum Beispiel der Gedanke bald wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, wäre doch sicher ganz schön." Kaum hatte Raven diesen Satz ausgesprochen, knallte sein Kopf bei dem heftigen Ruck gegen die Wand hinter ihm während der Blondschopf am Boden gleich quer durch die Kabine kullerte. "Lebst du noch?", fragte Raven nach einigen Sekunden des Schocks, während er sich stöhnend den Kopf rieb. Als dann noch diese wundervolle Durchsage ertönte, schien Rinto laut seines Gesichtsausdruckes so ziemlich die selben Gedanken zu haben wie Raven. Genervt verdrehte der Schwarzhaarige die Augen. Ihm fehlten wirklich die Worte für so viel Dummheit. Überrascht blickte er Rinto dann an, als der plötzlich anfing sich zu entschuldigen. Das schien irgendwie eine seiner Lieblingsbeschäftigungen zu sein. "Schon in Ordnung. Das hilft dir sicher nicht, aber für mich ist es irgendwie beruhigend jemanden neben mir sitzen zu haben, der noch panischer ist als ich. Wir sind gleich wieder unten", antwortete Raven ernst und blickte nach unten. Er hatte sich die Fahrt wirklich komplett anders vorgestellt und er war umso erleichterter als sie dann tatsächlich unten ankamen und Rinto wieder hervor gekrochen kommen konnte.

Irgendwie war es für den Schwarzhaarigen überraschend, dass Rinto so etwas wie Magie beherrschte. Ein Wunder! In einer normalen Situation wäre er wohl nun ein wenig eingeschnappt. Er konnte sich nur schwer mit dem Gedanken anfreunden, bald wieder unten zu sein. Immerhin wirkte es eher so, als würde die Fahrt noch gefühlte Stunden dauern. Schwerfällig blickte er nach oben und nickte knapp. "Ich schätze ich Lebe NOCH...", murmelte Rinto und gab mittlerweile die Hoffnung auf.
Er müsste sich einfach nur an die Situation gewöhnen nicht? STOPP! Nicht in dieser Höhe! Nicht bei diesem Gerät!
Die folgenen Worte von dem Mann ärgerten ihn diesmal tatsächlich. Alles worunter er litt war Höhenangst, ein Problem mit Transportmittlen und einem Stormausfall auf einem Riesenrad. Was sollte hier also panisch heißen?!
"Ach wie toll ...", murmelte Rinto. Irgendwie fiel es ihm schwer zu glauben, dass er bald endlich festen Boden unter den Füßen hätte. Und schon erfüllte sich ein nicht allzugroßer Glauben und sie kamen unten an. Hektisch lief Rinto aus der Kabine und übergab sich in der Hecke.
"He! Was glaubst du was du machst?!", brüllte einer des Personals. "Mich übergeben?", erwiderte Rinto sachlich und übergab sich ein weiteres Mal.
Zwar hasste der den Geschmack, aber es tat ziemlich gut endlich kotzen zu können. Mit einem Siegerlächeln bemerkte er, dass er die Wette wohl gewonnen hatte. "Hehe... komm nur zu mir Len ... hehehehe.... ich habe gewonnen.", lachte der Blonde, ehe er sich ein weiteres Mal übergab. "Puuuuuh! Mir geht es schon was besser ... aber der Geschmack ist echt widerlich...", brabbelte Rinto vor sich hin und starrte in den fast schon zu blauen Himmel. "Achja. Mein Name ist Rinto. Rinto Higurashi.", lächelte der Junge noch immer leicht benommen.

Langsam stieg auch Raven aus der Kabine aus und streckte sich erst einmal, ehe er seinen Hut wieder an Ort und Stelle brachte. Auf seinen Kopf, wo er hingehörte. Er war mehr als froh, dass diese grausame Fahrt endlich ein Ende genommen hatte. Normalerweise hätte Raven sich vermutlich nicht einmal mehr nach seinem Mitfahrer umgesehen, aber da Rinto wie ein Irrer aus der Kabine gerannt war, sah Raven sich nun doch mal nach dem Jungen um, immerhin hatte der Blondhaarige die Fahrt alles andere als gut überstanden. Ein wenig angeekelt musste Raven dann auch feststellen, dass Rinto sich gerade fröhlich im Busch ausleerte. Der Typ vom Personal hatte natürlich nichts Besseres zu tun als Rinto dafür blöd anzupöbeln, woraufhin Raven ihm einen bitterbösen Blick zuwarf. Wenn der Windmagier eines nachvollziehen konnte, dann vermutlich das man sich nach so einer Tour gerne übergab um sich besser zu fühlen. Er ging auf den Blondhaarigen zu, der sich zwischen einigen unverständlichen Selbstgesprächen gleich noch ein, zweimal übergab und sich schließlich zu Raven umdrehte. Irritierenderweise starrte Rinto in den Himmel, als er sich bei ihm vorstellte. Verwundert blickte Raven ihn an. "Äh, ja.. freut mich.. schätze ich mal. Mein Name ist Raven Nightray", antwortete er und hoffte, dass der Kleine nicht gleich doch noch umkippte. Sein benommener Blick machte nämlich einen etwas bedenklichen Eindruck. "Und vielleicht solltest du was trinken", sprach Raven nach einem kurzen Moment der Stille weiter. "Wegen dem widerlichen Geschmack meine ich."

Sollte Rinto die Pause bei der Vorstellung des Schwarzhaarigen einfach mit einem Lächeln überspielen oder beleidigt sein? Irgendwo war er sich nämlich sicher, dass dieser Raven dies beleidigend meinte. Anderseits warum sollte er sich darüber aufregen. Er konnte es sich nur denken was für eine armseelige, erbärmliche und merkwürdige Vorstellung der Blonde ihm geboten hatte.
Rinto streckte sich und sah kurz hinauf zum Himmel, ehe er zu Raven runterblickte, als er zu sprechen begann. "Trinken wäre wohl eine gute Idee.", meinte Rinto, ballte die rechte Hand zur Faust und schlug mit ihr auf die linke Handfläche, wie als wäre die Erleuchtung ihm gerade persönlich über den Weg gelaufen wäre. "Habe allerdings nichts dabei.", seufzte er traurig und sah hoch zu dem Größeren. Alleine würde er sich in dem Park wohl nur verirren. Wo Len sich nun befand wusste er nicht - riechen konnte er ihn ja nicht.
Immer wieder blickte er hoch zu Raven und zurück auf den Boden. "Kennst du dich hier zufälligerweise aus?", fragte Rinto und kratze sich an der Wange. Er gab es nur ziemlich ungerne zu, dass er hier wie ein kopfloses Huhn herumrannte. Scheinbar hatte dieser Typ sowieso ein falsches Weltbild von ihm.

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Seinem Vorschlag schien Rinto nicht abgeneigt zu sein, allerdings bestätigte sich auch sogleich Ravens Befürchtung, dass der Junge absolut nichts zu trinken dabei hatte. Nun ja, sein Problem war das nicht und so wollte Raven sich schon wieder verabschieden. Allerdings wäre das natürlich viel zu einfach gewesen und Rinto fragte ihn auch sogleich danach, ob er sich hier zufälligerweise auskannte. Ravens Ist-das-dein-Ernst-Blick fixierte den Blondhaarigen, während dieser bloß verlegen lachte und Löcher in den Boden starrte. "Naja, ein wenig zumindest", antwortete Raven schließlich mit einem ergebenen Seufzen. Er fragte sich gerade wie alt der Junge eigentlich war und ob er alleine unterwegs war. Sollte dies der Fall sein wäre es ja eigentlich zu erwarten, dass er sich auch irgendwie alleine hier durchschlagen konnte, aber anscheinend war das nicht der Fall. Warum gerate  ich eigentlich immer an die Sonderfälle? Raven schüttelte den Kopf und dachte kurz nach. "Du könntest dir was am Kiosk kaufen", schlug er schließlich vor und blickte sich um, damit er in etwa eine Orientierung bekam und die Beiden auch ankommen würden bevor sie steinalt waren. "Also gut, komm mit", murmelte er noch ehe er schnellen Schrittes los lief und einfach hoffte, dass Rinto schon irgendwie hinterher kam.

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